Eine breite Allianz aus 73 Verbänden hat gestern einen gemeinsamen Appell an die Abgeordneten der demokratischen Parteien im Deutschen Bundestag veröffentlicht. Darin fordern sie die Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf, den interfraktionellen Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs zu unterstützen, den 236 Abgeordnete vor zwei Wochen eingebracht hatten. Die Verbände begrüßen die im Gesetzentwurf vorgeschlagenen Änderungen, die den Zugang von ungewollt Schwangeren zu einem Schwangerschaftsabbruch sicherstellen und Hürden im Gesundheitssystem abbauen sollen.
Die unterzeichnenden Verbände betonen, dass die vorgeschlagene Gesetzesänderung ungewollt Schwangere besser schützt und den rechtlichen Rahmen schafft, um ihre gesundheitliche Versorgung zu sichern. Sie sehen im Entwurf einen wichtigen Schritt, um eine langjährige gesellschaftliche und wissenschaftliche Debatte in konkrete politische Verbesserungen umzusetzen. Auch 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für diese Gesetzesänderung.
Der Gesetzentwurf sieht vor:
- Frühe Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12. Woche sollen rechtmäßig werden. Schwangere stehen nicht länger unter Strafandrohung.
- Der Zugang zum sicheren Schwangerschaftsabbruch ist im Schwangerschaftskonfliktgesetz zu regeln.
- Schwangerschaftsabbrüche gegen oder ohne den Willen der Schwangeren sind weiterhin im Strafgesetzbuch geregelt.
- Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Schwangerschaftsabbruch.
- Die Beratungspflicht bleibt bestehen. Die dreitägige Wartefrist zwischen Beratung und Schwangerschaftsabbruch entfällt.
Dazu sagt Eva Groterath, Vorsitzende Frauenrat Saarland: „Wir sind froh, dass sich 15 Landesfrauenräte und damit ca. 10.000.000 Frauen aus Deutschland im Sommer hier in Saarbrücken für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ausgesprochen haben. Wir sind überzeugt, dass mit einem anderen Konzept als nach derzeitiger Rechtslage wirksamer der Schutz des ungeborenen Lebens verwirklicht werden kann.“
„Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Argumente sind ausgetauscht, und die Empfehlungen unabhängiger Expertinnen sind berücksichtigt. Jetzt ist die Zeit zu handeln“, so die Verbände.
Die unterzeichnenden Verbände, Organisationen und Netzwerke appellieren an die Abgeordneten: „Stimmen Sie zu und schreiben Sie Geschichte! Unterstützen Sie ungewollt Schwangere und ihre Ärztinnen und Ärzte!“
Verbändebrief und Pressemitteilung mit Verbändezitaten
Unterzeichnende Verbände
- Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF), Silke Koppermann, 2. Vorsitzende
- AWO Bundesverband e.V., Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums
- BAG Mädchen*politik e.V., Ines Pohlkamp, Vorstand
- Berliner Erklärung, Monika Schulz-Strelow, Sprecherin
- Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. (BDP), Thordis Bethlehem, Präsidentin
- Better Birth Control e.V., Jana Pfenning, Co-Founder
- Broken Rainbow e. V., Nadja Kühn, systemische Therapeutin
- BücherFrauen e. V., Marianne Eppelt, 1. Vorsitzende
- Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, Dr. Ines P. Scheibe, Koordinierungskreis
- Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands e.V., Michaela Frohberg, Vorständin
- Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, Dr. Marie-Luise Löffler, Bundessprecherin
- Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V., Linda Conradi, Geschäftsleitung
- Bundesfachverband Feministische Selbstbehauptung BV Fest e.V., Doris Kroll, Vorstand
- Bundesforum Männer e.V., Thomas Altgeld, Vorstandsvorsitzender
- Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) e.V., Birgit Fritzen, Michaela Frohberg, Dr. Sybille Jung, Alexandra Kühnen, Christina Wolff, Vorständinnen
- Bundesverband der Frauengesundheitszentren, Sigrid Schellhaas, Doris Braune, Bettina Faulstich, Vorstand
- Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e.V. – bff, Katharina Göpner, Geschäftsführerin
- Bundesverband der Frauengesundheitszentren e.V., Alexandra Kühnen, Vorständin
- Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V., Ceyda Tutan, Vorsitzende
- Bundesverband der Mütterzentren e.V., Christina Wolff, Vorständin
- Bundesverband Trans* e.V., Nora Eckert, Vorstand
- Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V., Sophia Wirsching, Geschäftsführerin
- DaMigra, Lourdes Martínez, Vorstandsitzende und Vorstandsprecherin
- Deutsche Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dr. med. Jana Maeffert, Vorstandsmitglied
- Deutsche Sektion der Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF), Johanna Braun, Ko-Vorsitzende
- Deutscher Ärztinnenbund, Dr. Christiane Groß, Präsidentin
- Deutscher Frauenrat e.V., Dr. Beate von Miquel, Vorsitzende
- Deutscher Frauenring e.V., Elsbeth Claußen, Präsidiumsmitglieds
- Deutscher Gewerkschaftsbund, Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende
- Deutscher Hebammenverband e. V., Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin
- deutscher ingenieurinnenbund e.V., Editha Nentzl, Vorstandsfrau
- Deutscher Juristinnenbund, Ursula Matthiessen-Kreuder, Präsidentin
- Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e.V., Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorstandsvorsitzender
- Doctors for Choice Germany, Dr. Alicia Baier, Vorstand
- Evangelische Konferenz für Familien- und Lebensberatung e.V. Fachverband für Psychologische Beratung und Supervision (EKFuL), Rainer Bugdahn, Vorstandsvorsitzender
- Evangelische Frauen in Deutschland e.V., Angelika Weigt-Blätgen, Vorsitzende
- Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V., Ursula Schmidt, Vorsitzende
- Familienplanungszentrum Berlin e.V. BALANCE, Jens Krable, Geschäftsführer
- Feministisches Netzwerk für Gesundheit Berlin
- Frauenzentrum Schleswig e.V., Monika Stade, Beraterin
- GenderCC – Women for Climate Justice e.V., Dr’in Birte Rodenberg, Mitglied des Vorstands
- Giordano Bruno Stiftung, Dr. Michael Schmidt-Salomon, Vorsitzender
- Humanistischer Verband Deutschlands – Bundesverband, Christine Herrmann, Vorstand
- Institut für Weltanschauungsrecht, Dr. Jessica Hamed, Co-Direktorin
- IPPF European Network, Micah Grzywnowicz, Regional Director
- LACHESIS Verband für Heilpraktikerinnen, Anna Bluhm, Geschäftsstelle
- Kampagne „Abtreibung legalisieren – jetzt!“, Leonie Weber, Pressesprecherin
- Landesfrauenrat Berlin e.V.
- LandesFrauenRat Hessen, Sigrid Isser, Vorsitzende
- Landesfrauenrat Saarland e.V., Eva Groterath, Vorsitzende
- Landesfrauenrat Schleswig-Holstein, Anke Homann, Vorsitzende
- Medical Students for Choice Berlin, Leoni Alexander, Mitglied
- Medica Mondiale, Dr. Monika Hauser, Vorständin
- Mother Hood e.V. Bundeselternorganisation zum Schutz von Mutter und Kind, Katharina Desery, Vorständin
- Nationales Netzwerk Frauen und Gesundheit, Dr. Ute Sonntag, Koordinatorin
- Oxfam Deutschland e.V., Serap Altinisik, Vorstandsvorsitzende
- Pinkstinks Germany e.V., Ariane Lettow, Geschäftsführerin
- Pro Choice Deutschland e.V., Christiane von Rauch, Vorstandsvorsitzende
- pro familia Bundesverband, Monika Börding, Bundesvorsitzende und Stephanie Schlitt, stellvertretende Vorsitzende
- SIGNAL e.V. – Intervention im Gesundheitsbereich gegen Gewalt, Alice Westphal, Vorstandsfrau
- SJD – Die Falken, Loreen Schreck, Bundesvorsitzende
- TERRE DES FEMMES Menschenrechte für die Frau, Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin
- UN Women Deutschland, Elke Ferner, Vorsitzende UN Women Deutschland e.V.
- Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV), Daniela Jaspers, Bundesvorsitzende
- Verband berufstätiger Mütter e.V., Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende
- Verband Wohneigentum Hessen e.V., Andrea Müller-Nadjm, stellvertretende Vorsitzende
- ver.di, Silke Zimmer, Mitglied des Bundesvorstands
- Wildwasser e.V., Dorothea Zimmermann, Geschäftsführerin
- Women on Web, Venny Ala-Siurua, Executive Director
- Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF), Britta Schlichting, Mitarbeiterin
- Zentralrat der Konfessionsfreien, Philipp Möller, Vorsitzender, Ulla Bonnekoh, stellvertretende Vorsitzende
- Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF), Britta Altenkamp, Vorsitzende